Nur Teile des Glaubensbekenntnisses mitsprechen?
idea.de
Thomas Schneider
2. September 2010
Hamburg (idea) – Sollen Christen Inhalte des Apostolischen Glaubensbekenntnisses mitsprechen, die sie nicht teilen, etwa dass Jesus „von der Jungfrau Maria“ geboren ist? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Veranstaltung „Was glauben wir noch?“ der Evangelischen Akademie für Hamburg am 1. September in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi.
Nach Ansicht des evangelischen Theologieprofessors Michael Moxter (Hamburg), ist ein Schweigen bei Teilen des Glaubensbekenntnisses in Ordnung. Jeder solle nur das bekennen, was er selbst glaube, nicht das, was ihm die Kirche vorschreibe. Ein Verstummen bedeute noch nicht das Ende des Glaubens, so Moxter. Wie eine Schlange bei der Häutung dürfe man sich als Christ von alten Ausdrucksformen zurückziehen, hinter denen man nicht mehr stehe. Dies sei notwendig, um den Glauben wiederzufinden und sei ein Zeichen der Lebendigkeit.
Kein gemeinsamer Nenner mehr?
Pröpstin Kirsten Fehrs (Hamburg) zufolge ist das Apostolische Glaubensbekenntnis bisher der gemeinsame Nenner gewesen, auf den sich alle Christen verständigt hätten. Die Praxis sehe jedoch anders aus. Es gebe ein Missverhältnis zwischen dem, was man glaube, und dem, was man fühle. Viele Gottesdienstbesucher könnten nur noch Teile des Glaubensbekenntnisses nachvollziehen und mitsprechen. Zwischen den Aussagen der Tradition, der theologischen Wissenschaft und der gelebten Religion klafften Gräben. Manche Pastoren ließen in ihren Predigten mehr Fragen offen, als sie Antworten gäben. Andere Pastoren bekämen Schwierigkeiten, weil sie ihren Gemeinden zu konservativ seien.
Am Sühnetod Christi festhalten
Der evangelische Theologieprofessor Hans-Martin Gutmann (Hamburg) warnte davor, zentrale christliche Glaubensinhalte aufzugeben. Er kritisierte in diesem Zusammenhang seinen Kollegen Prof. Klaus-Peter Jörns (Berg/Starnberger See). Dieser hatte in seinem Buch „Notwendige Abschiede“ gefordert, den Glauben an die Gottesebenbildlichkeit des Menschen und an den Sühnetod Christi aufzugeben. Gutmann zufolge darf der Mensch sich seinen Glauben nicht selbst erfinden; vielmehr sei er auf die biblische Überlieferung und die Zusagen Gottes angewiesen. Das Konzept des Sühnopfers sei nicht veraltet. Auch in der modernen Gesellschaft komme es vor. Dass ein Mensch für andere einstehe und sich für sie hingebe, sei beispielsweise Motiv vieler Kinofilme. Auch Fußballmannschaften und Familien lebten davon, dass einer für den anderen eintrete.
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Thomas Schneider
2. September 2010
Hamburg (idea) – Sollen Christen Inhalte des Apostolischen Glaubensbekenntnisses mitsprechen, die sie nicht teilen, etwa dass Jesus „von der Jungfrau Maria“ geboren ist? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Veranstaltung „Was glauben wir noch?“ der Evangelischen Akademie für Hamburg am 1. September in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi.
Theologieprofessor Michael Moxter: Das bekennen, was man selbst glaubt.
Foto: Universität Hamburg
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Nach Ansicht des evangelischen Theologieprofessors Michael Moxter (Hamburg), ist ein Schweigen bei Teilen des Glaubensbekenntnisses in Ordnung. Jeder solle nur das bekennen, was er selbst glaube, nicht das, was ihm die Kirche vorschreibe. Ein Verstummen bedeute noch nicht das Ende des Glaubens, so Moxter. Wie eine Schlange bei der Häutung dürfe man sich als Christ von alten Ausdrucksformen zurückziehen, hinter denen man nicht mehr stehe. Dies sei notwendig, um den Glauben wiederzufinden und sei ein Zeichen der Lebendigkeit.
Kein gemeinsamer Nenner mehr?
Pröpstin Kirsten Fehrs (Hamburg) zufolge ist das Apostolische Glaubensbekenntnis bisher der gemeinsame Nenner gewesen, auf den sich alle Christen verständigt hätten. Die Praxis sehe jedoch anders aus. Es gebe ein Missverhältnis zwischen dem, was man glaube, und dem, was man fühle. Viele Gottesdienstbesucher könnten nur noch Teile des Glaubensbekenntnisses nachvollziehen und mitsprechen. Zwischen den Aussagen der Tradition, der theologischen Wissenschaft und der gelebten Religion klafften Gräben. Manche Pastoren ließen in ihren Predigten mehr Fragen offen, als sie Antworten gäben. Andere Pastoren bekämen Schwierigkeiten, weil sie ihren Gemeinden zu konservativ seien.
Am Sühnetod Christi festhalten
Der evangelische Theologieprofessor Hans-Martin Gutmann (Hamburg) warnte davor, zentrale christliche Glaubensinhalte aufzugeben. Er kritisierte in diesem Zusammenhang seinen Kollegen Prof. Klaus-Peter Jörns (Berg/Starnberger See). Dieser hatte in seinem Buch „Notwendige Abschiede“ gefordert, den Glauben an die Gottesebenbildlichkeit des Menschen und an den Sühnetod Christi aufzugeben. Gutmann zufolge darf der Mensch sich seinen Glauben nicht selbst erfinden; vielmehr sei er auf die biblische Überlieferung und die Zusagen Gottes angewiesen. Das Konzept des Sühnopfers sei nicht veraltet. Auch in der modernen Gesellschaft komme es vor. Dass ein Mensch für andere einstehe und sich für sie hingebe, sei beispielsweise Motiv vieler Kinofilme. Auch Fußballmannschaften und Familien lebten davon, dass einer für den anderen eintrete.
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